wird ihn desto hastiger suchen, je näher die Gefahr neuer Demütigung dem Vaterland rückt. Vielleicht bringt erst der Krieg ihn ins Licht. Diesen Krieg will der wichtigste und morgen wohl auch mächtigste Teil des Volkes führen, so bald die Gunst der Stunde es irgend erlaubt; einen Krieg, der dem Reich die Rheingrenze zurückgibt und die Nötigung abnimmt, von Russen oder Briten sich die Willensrichtung vorschreiben zu lassen. Deutschland? Sicher ist es sehr stark; aber zu reich geworden und mit dem Gepäck seiner Exportindustrie zu schwerfällig, um sich in Abenteuer zu wagen. Wie viele Püffe und Stöße hat es, welche Schwaden von Hohn und Schimpf in zwei Jahrzehnten hingenommen; wie emsig Frankreich zu versöhnen gestrebt; wie oft unter jedem Mond sich laut der Friedenswacht verlobt. Deutsch land ist froh, wenn es, unter Spott und Speichelregen, noch mit heiler Haut der Kriegsgefahr ausbiegen kann: sonst hätte es 1905 losgeschlagen, als dem Heer der Republik das Unentbehrliche fehlte. So ist die Stimmung in Frankreich. Papagenos, der sich schämt, weil er sich von Monostatos schrecken ließ; der Schwarze schlottert ja in ärgerer Bangnis noch als der Vogel fänger. Der Zweifler mag sich vorstellen, was in der Re publik geschehen wäre, wenn anno 1887 das Deutsche Reich einen Kreuzer nach Tongking geschickt hätte. Jetzt? Sie ist ganz ruhig geblieben. Frankreich muß wieder glauben lernen, daß Deutschland, wenn die Ehre oder das Interesse ihn fordert, den Entschluß zum Krieg nicht um einen Nachmittag vertrödeln wird. Erst dann sind wir unserer Zukunft sicher. Die öffentliche Mei nung (stand am 9. August im „Temps“) wandelt sich; die Politik des Friedens um jeden Preis behagt ihr nicht mehr. Wird ihr aber rasch wieder behagen, wenn sie merkt, daß es nicht die Politik des Nachbars ist; daß dieser Nachbar noch die Kraft kündende Willensfarbe seiner Jugendzeit hat. Wir können den Franzosen mehr bieten als irgendeine an dere Macht. Die Bürgschaft für ein großes afrikanisches Reich; die Möglichkeit, den Aufwand für das Landheer zu