klassen aus. Die Reichskassen waren leer. Der Wahnsinn des vom ersten Tage an aussichtslosen Widerstandes gegen die Ruhrbesetzung, der ungeheure Summen, mehr, als bis mindestens 1928 für Reparation zu zahlen war, verschlang, schien den Staatsfinanzen den letzten Stoß zu geben. Dem deutschenVolk ist manches Unrecht angetan worden. Doch die ewigen Flüche darüber sind eben so echolos, nutzlos verhallt wie seit Jahren das alte Gewinsel: „Deutschland liegt auf dem Sterbebett“. Selbst muß es sich helfen, nicht von anderen nur Hilfe fordern. Nicht nur den Splitter im Auge des Nachbars sehen und den Balken im eigenen Auge leugnen. Vorwärts, nicht rückwärts blicken. Allzu lange v/ar es gewöhnt, stumm zu gehorchen, in Eroberer-Krieg seine Hauptindustrie und beste Chance zu schätzen und nur die Opfer zu bringen, die ihm befohlen waren. Blinzelnd tappte es, mit tausend blutenden Wunden, in die Freiheit und fand sich noch nicht zurecht. Unersetzliches aber gab dieses Deutschland der Nibelungen, Walthers von der Vogel weide, Dürers, Kants, Goethes, Bachs, Beethovens, Mozarts der Welt und Unverwelkliches wird aus seinem Schoß ihr auch künftig reifen. Wenn Deutschland erkennt, daß Wahr haftigkeit das stärkste aller Schwerter, die Religion des Gott gewordenen Geistes nicht nur Firmaschild, Ornament oder Feiertagsspektakulum, die Kampfart und der Ehrbegriff der Feudalzeit, des Rittertums mit der Zivilisation- und Kultur- Form des Industrialismus nicht vereinbar ist und daß jede Nation, groß oder klein, sich ohne Überhebung und dünkel hafte Verachtung der anderen in denWillen der Menschheit, der unsichtbar, unhörbar waltenden, einordnen muß.