gewinnen haben. Es is ein Märchen, und ein schlecht erson nenes obendrein, daß in Preußen und Deutschland eine Kon servative Partei nur von der Gnade der Regierung leben kann; wäre das Märchen Wahrheit, dann stände es übel um den Staat und das Reich, wo an der Erhaltung und orga nischen Fortbildung des Bestehenden niemand mehr interes siert wäre. Eine gouvernementale Partei hat heute sehr wenig Aussicht auf Erfolg, weil die Minister von denen, die hinter den parlamentarischen Schweifwedlern stehen, meist gering geschätzt werden und weil die Person des Monarchen noch in einer Entwickelung begriffen ist, deren Abschluß sich heute nicht überblicken läßt. Niemand darf die Möglichkeit schmä lern, Erfahrung zu sammeln. Innerer Besitz will erworben, nicht ererbt, aus Büchern erlesen oder als ein Geschenk ge fälliger Freundschaft hingenommen sein. Mit dem Feuer hat fast jeder König einmal gespielt, auch der, dessen blutiger Schatten uns an der Schwelle des neuen Jahres drohend und warnend begrüßte. Auf dem kleinen Theater in Trianon er schien Figaro mit seinem tödlichen Hohn und an den pathe tisch grollenden Chorstrophen der Athalia regte die lieder liche Hofgesellschaft sich angenehm auf. Der arme Ludwig Capet hatte nicht Zeit, sich selbst zu erziehen; er hörte die dumpfen Erdstöße nicht und sein erstes Erlebnis war auch sein letztes. Seinen gekrönten Vettern aber ist er nicht um sonst gestorben, wenn sie aus seiner Geschichte lernen, daß eines Volkes Vertrauen, das echte, das aus dem Urteil und nicht aus unklaren, flüchtigen Gefühlen stammt, nur durch eine strenge erzieherische Arbeit erworben und bewahrt wer den kann, und wenn sie, statt von einem mystischen Olym pierbewußtsein, von der Erkenntnis sich durchdringen lassen, daß erst mit dem Besitz der Macht und der Krone die Zeit ihrer Lehrjahre beginnt. 100