Anordnung die Publikation bewirkt hat und wer die Schuld daran trägt, daß die Veröffentlichung mit der Lüge ein geleitet wurde, sie sei von München aus befohlen worden. Der Pflichtenkreis des Kanzlers ist groß; er umfaßt auch „die Pflege der Wohlfahrt des deutschen Volkes und den Schutz des innerhalb des Bundesgebietes gültigen Rechtes“. Die Wohlfahrt des deutschen Volkes muß leiden, wenn im zweitgrößten Bundesstaat der Partikularstolz sich zornig ge gen den Kaiser waffnet; und zu den im Gebiet des Ewigen Bundes gültigen Rechten gehört auch das bundesstaatlicher Parlamentsmehrheiten, im Etat geforderte Summen nach freiem Ermessen zu bewilligen oder abzulehnen, gehört das Recht jedes Deutschen, gegen öffentlich kränkende Vor würfe gesichert zu sein, denen die räsonnierende Stimme des Reichshauptes die weiteste, von keines anderen Mundes Ge walt zu übertönende Wirkung verleiht. Der Kanzler muß aus dem Buch der Reichsgenesis erfahren haben, welche Be fürchtungen 1870 im bayerischen Landtag laut wurden, muß die Reden der Jörg und Schleich gelesen und in den Erin nerungen des Grafen Otto von Bray-Steinburg den Bericht gefunden haben, den dieser bayerische Ministerpräsident aus Bar-le-Duc an seinen König sandte und der nur aus zwei noch heute beherzigenswerten Sätzen besteht: „Ich habe im Auftrag Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Luitpold weiter zu berichten, daß Graf Bismarck sich dahin äußerte: Preußen und der Nordbund werden bereitwilligst die Vor schläge akzeptieren, die Seine Majestät der König von Bayern nach Allerhöchstseiner Bequemlichkeit im Interesse einer engeren nationalen Einigung sich etwa zu machen ver anlaßt sehen würden. Preußen und der Norddeutsche Bund verzichteten aber darauf, auf diese Entschlüsse irgendwelche Pression zu üben, da ein für Norddeutschland günstig ge stimmtes Bayern der nationalen Sache mehr nütze als ein widerwillig in nähere Beziehung gebrachtes Land.“ So wurde Unwägbares damals geschätzt, so bei jedem Schritt der besonderen Stammesindividualität und des schwer dem Stolz abgerungenen Opfers gedacht, das allen Deutschen