unterwegs unklug und grausam gehandelt wurde, geniert einstweilen nicht einmal die vereinigten Sozialisten. Und die Fragen, ob die Fähnriche Ballande und Teyssier wirklich zwischen Bayard und D’Artagnan einen Heldenplatz ver dienen und ob es zwischen Franzosen und Spaniern zu ern stem Konflikt kommen werde, sind nicht sehr wichtig. Wer in Paris zum Heros geweiht wird, geht uns nicht an; und Kommandantenzank scheint, nach wie vor dem Kreuzzug Waldersees, von internationalen Aktionen untrennbar. Wir wollen uns nicht bei Kleinigkeiten aufhalten. Die Vor gänge lehren Beträchtliches. Marokko ist kein einheitliches, von einem Staatswillen geleitetes Reich, wie Europa sie kennt; ist die westislamische Glaubensgemeinschaft, in der mit Arabern die aus Harns Samen erwachsenen kräftigen Berber stämme sich zusammenfinden (Amazirghen, Schelluh, Ka- bylen und Wüstenbewohner; im ganzen fünf und sechs Mil lionen Menschen). Diese kriegerischen Scharen sind weder von den Römern noch von den Arabern gebändigt worden und werden, wenn sie sich heute ducken, morgen wieder für ihre Freiheit fechten. Der Sultan ist nicht ein souveräner Landesherr, an dessen Willensregung das Schicksal des Lan des hängt, sondern ein geistliches Oberhaupt, dessen Ohn macht um so sichtbarer wird, je höher es sich zu weltlicher Herrschaft aufzurecken versucht. Internationale Eingriffe können hier noch weniger wirken als im ostislamischen Türkenreich, über dessen Grenze zwei Großmächte gucken; Hof und Behörden wissen im Orient nur allzu gut, wie leicht die an Konferenztischen und beim Becher gerühmte Einheit Europas zersplitterte Ordnung kann nur ein Starker schaffen, dem alle anderen freie Hand lassen. Dieser Starke will Frankreich sein; das europäische Mandat, das ihm 1905 be stritten wurde, erzwingen. „Will man das Ergebnis unserer Marokkopolitik richtig würdigen, so muß man den Anfang mit dem Ende verglei chen.“ War Algesiras das Ende? Nein: erst der Anfang vom Ende. Im Jahr 1905 wollten wir der Französischen Republik das Recht auf eine Vormachtstellung in Marokko bestreiten.